Die Urkunde für die Aufnahme in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nach dem UNESCO-Übereinkommen überreichten an Bundesinnungsmeister Siegfried Katz (Mitte) in Berlin Staatsministerin Monika Grütters (links), Kultusministerin Martina Münch und Vizepräsident Professor Christof Wulf.
Foto: Bundesinnung / Christin Sell
Berlin / Lichtenfels / Nagold (k-w). Einem Ritterschlag für das deutsche Flechthandwerk kommt die offizielle Aufnahme in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nach dem UNESCO-Übereinkommen gleich. Bundesinnungsmeister Siegfried Katz aus Nagold erhielt die Urkunde in Berlin von Professorin Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, überreicht.
Außerdem gratulierten für die Kultusministerkonferenz die brandenburgische Ministerin Dr. Martina Münch und seitens der deutschen UNESCO-Kommission deren Vizepräsident Professor Christoph Wulf. Deutschland sei reich an Bräuchen, Festen und Handwerkskünsten, sagte Münch, eine derartige Vielfalt zeichne die kulturelle Identität eines Landes aus. Immaterielles Kulturerbe stärke den sozialen Zusammenhalt und fördere den Dialog zwischen gesellschaftlichen Gruppen, unterstrich Wulf. Es sei Quelle von Kreativität sowie Innovation und trage zu gesellschaftlichem Wandel bei.
Einen ersten Eindruck davon, wie die hohe Auszeichnung die Flechthandwerker in Deutschland beflügelt, erlebten Mitglieder und Freunde der Bundesinnung, die mit nach Berlin gereist waren. Denn bei der anschließenden Arbeitstagung in der Bundeshauptstadt wurde gleich das Konzept für eine Wanderausstellung quer durch Deutschland weiterentwickelt. Sie soll in einem hochwertigen Umfeld den Facettenreichtum des Ur-Handweks darstellen und bundesweit auf Reisen gehen. In „lebenden Werkstätten“ werden Besucher mit eigenen Händen flechten.
Die Aufnahme in das Bundesverzeichnis biete die Chance, sagte Siegfried Katz (Flechtmanufaktur Katz in Nagold), noch weit intensiver auf die handwerkliche Flechtkunst aufmerksam zu machen und die Branche neu zu beleben. „Dabei sind wir uns unserer Verantwortung im Sinne der UNESCO bewusst, die Tradition eines Handwerks, das zu den ältesten Tätigkeiten der Menschheit gehört, zu bewahren, seine Gegenwart zu pflegen und Zukunft zu gestalten.“
Das Flechthandwerk wurde über Jahrtausende auf nachfolgende Generationen übertragen und weiterentwickelt. Neben Gebrauchsgegenständen werden heute auch Möbel und Kunstwerke geflochten. „Wir sind hochmotiviert, unser Kulturerbe noch intensiver zu fördern und auf die Zukunft auszurichten“, betonte der Bundesinnungsmeister.
Mit ihm war der Vorstand der Bundesinnung zum Festakt nach Berlin gereist. Dem Gremium gehören die stellvertretende Bundesinnungsmeisterin Monika Engelhardt aus Roth (Flechtereien Engelhardt), Rainer Lampertsdörfer aus Umkirch, Landesinnungsmeister Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (Caritas-Werkstätten St. Georg), Christin Sell aus Kiel (Korbmacherei Sell) und Ronald Helbing aus Mühlhausen (Integrationsunternehmen manufact) an. Die Bundesinnung des Deutschen Flechthandwerks hat ihren Sitz in Nagold (Baden-Württemberg), der Verein Flechtwerk in Beverungen (Nordrhein-Westfalen). Im Landkreis Lichtenfels (Bayern) sind die einzige Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Deutschland, die sogar von internationalen Auszubildenden besucht wird, sowie der Korbmarkt und das Deutsche Korbmuseum angesiedelt.
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INFO
Weitere Informationen zum Immateriellen Kulturerbe Flechthandwerk finden sich auf der Internetseite der Deutschen UNESCO-Kommission unter folgendem Link: www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe/bundesweites-verzeichnis/eintrag/flechthandwerk.html