Energie in Form eines Obstkorbes lieferte Kassierer Gottfried Joos im Auftrag des Wirtschaftsforums Süd an Siegfried Neub als Dank für die informative Gesprächsrunde bei der Energiegenossenschaft in Pfalzgrafenweiler.
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Pfalzgrafenweiler (k-w). Noch ist sie kein Selbstläufer, aber die Weiler Wärme ist auf dem besten Weg dorthin. Davon konnten sich die Mitglieder des Wirtschaftsforums Süd bei der Energiegenossenschaft in Pfalzgrafenweiler überzeugen. Doch bis das soweit ist, sagt Vorstand Siegfried Neub, „müssen wir noch einige dicke Bretter bohren.“
Dabei sind die Bürger, die sich der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und großen Konzernen verschrieben haben, beileibe keine Träumer. Sie wollten ihre „Energieversorgung selber in die Hand nehmen“, als sie 2007 mit ihrem ersten Heizwerk durchstarteten, erläutert Neub, einer von drei Vorständen, den Unternehmern und Führungskräften aus dem Nordschwarzwald. „Ich schätze, dass auch in 15 Jahren noch fossile Brennstoffe gebraucht werden“, erklärt der Vertreter der Genossenschaft, die schon über 800 Mitglieder zählt.
„Das Geschäftsmodell ist zukunftsfähig“, weiß er heute. Ziel ist, möglichst viele Bürger mit günstiger Nahwärme und Strom zu versorgen. Durch den Einsatz effizienter Kraft-Wärme-Kopplung kann der größte Teil der Energie aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden, wodurch die Weiler Wärme auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.
Seit 2008 wurden bereits 30 Kilometer Nahwärmeleitungen verlegt. Im früheren Mutter-Kind-Kurheim hat die Weiler Wärme ihre Geschäftsräume eingerichtet. „Wir wussten am Anfang natürlich nicht, ob sich die Bürger tatsächlich von der Idee anstecken lassen“, sagt Neub. 75.000 Kubikmeter Hackschnitzel werden inzwischen jährlich verfeuert; dank waldreicher Umgebung ist der Nachschub gesichert.
Neben der Unabhängigkeit vom globalen Energiemarkt, steigenden Preisen und überregionalen Lieferanten sorgt die Weiler Wärme dafür, dass die Wertschöpfung am Ort bleibt, neue Arbeitsplätze entstehen und Gewinne den Bürgern zugutekommen. „Es war vor Jahrzehnten schon ein Frevel, Kraftwerke mit Kühltürmen zu bauen“, sagt Siegfried Neub, der überschüssige Energie aus Stromgewinnung lieber in Heizenergie umwandelt.
Weil bei der Weiler Wärme ganzheitlich gedacht wird, nahm die Genossenschaft vor drei Jahren ihr eigenes Netz mit 100 Prozent Ökostrom in Betrieb. Außerdem kümmert sie sich um den Ausbau von Erneuerbaren Energien in der Region. Heute steht die Genossenschaft auf drei Standbeinen und setzt im Rahmen ihres Gesamtkonzeptes auch auf Elektromobilität: „Bevor wir Strom verschenken, nutzen wir ihn konsequent für unsere Fahrzeuge, die wir vermieten.“ Regionalität sei der richtige Weg, urteilt Neub, „doch wenn jeder seine Energiewende alleine macht, ist das nicht effizient.“. Langfristig soll kein Strom mehr aus öffentlichen Netzen bezogen werden, erläutert er die Vision einer Insellösung. Für den Ausbau der Genossenschaft sieht er „noch enormes Potenzial“.
„Wir dürfen nicht nur auf die Politik warten“, betonte Gottfried Joos, Kassierer beim Wirtschaftsforum Süd. Hier zeige ein „kleines Unternehmen in Bürgerhand“, wie Energiewende geht. „Das wird uns langfristig gut tun“, ist der Vorstand der Volksbank Dornstetten überzeugt. Davon profitierten auch andere Branchen. „Was in Pfalzgrafenweiler passiert, ist beeindruckend, kommt nachfolgenden Generationen zugute und könnte auch in einem Politik-Lehrbuch stehen.“
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Die Hilfe zur Selbsthilfe ist das zentrale Hauptanliegen des Wirtschaftsforums Süd, dessen Mitglieder aus den Landkreisen Freudenstadt, Calw, Pforzheim, Böblingen und dem Enzkreis stammen. Der Unternehmerverein wurde vor über 30 Jahren im Nordschwarzwald gegründet, um Persönlichkeiten aus der Wirtschaft zusammenzuführen. Das Wirtschaftsforum Süd fördert den Gedankenaustausch zwischen den Generationen. Seine Vortragsabende und Seminare geben vielen Geschäftsinhabern und Führungskräften aus der Wirtschaft Impulse für das eigene Unternehmen. Städtereisen und Besuche in Mitgliedsbetrieben sind optimale Foren für lebendigen Austausch und Dialog.