Zwei Flaschen Original-Urschelwein aus Nagold hatten Siegfried Katz, Sprecher des Wirtschaftsforums Süd (Mitte), und Carl Christian Hirsch, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Nagold (rechts), für Geschäftsführer Jörg Braun als Gastgeber eines energiereichen Unternehmerabends nach Baiersbronn mitgebracht.
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Baiersbronn / Calw / Pforzheim (k-w). Allein die Vorstellung, dass die Cloud auch Lagerstätte für selbst erzeugten Strom ist, sorgte zunächst einmal für Stirnrunzeln unter den Mitgliedern des Wirtschaftsforums Süd. Denn im Gegensatz zu Projektunterlagen oder Abrechnungen kann man Strom bekanntlich nicht anfassen.
Umso reger nutzten die Führungskräfte aus dem Nordschwarzwald die Gelegenheit, dem Baiersbronner Unternehmer Jörg Braun an diesem Abend die Fragen zu stellen, die ihnen schon länger auf den Nägeln brennen. Dabei stellte sich in den Räumen der Firma Gottfried Braun schnell heraus: Energie kann ein abendfüllendes Thema für eine Unternehmerrunde sein.
Der Diplom-Ingenieur, als Geschäftsführer des Familienbetriebs mit über 90 Mitarbeitern von Haus aus tief in der Materie verwurzelt, war in die Diskussionsrunde mit der Energiebilanz seines privaten Plusenergiehauses gestartet. An Hand seiner Daten konnten die Zuhörer nachvollziehen, dass sich Investitionen in nachhaltige Energiekonzepte lohnen. Die Versorgung mit Strom und Wärme ist im Wandel. Wer in eine Heizanlage investiere, riet Braun, sollte unbedingt in Erwägung ziehen, damit auch Strom zu erzeugen. Denn genau damit mache er sich unabhängig von den Energieversorgern, deren Kraftwerke in der Regel zwei Drittel der Energie auf dem Weg zum Verbraucher verlieren. Auch deshalb sei die dezentrale Energieerzeugung die richtige Lösung.
„Ich bin überzeugt, dass wir eine stromerzeugende Wärmeversorgung brauchen“, sagte der Geschäftsführer, „weil Strom ein hochwertiges Energiegut ist, das sich preislich kontinuierlich nach oben entwickelt.“ Wovon der Diplom-Ingenieur außerdem überzeugt ist, sind Flächenheizungen, die auf Niedrigtemperatur laufen. „Im Gewerbebereich kommen weitere Anforderungen wie Klimaanlage oder Kühlsystem hinzu“, betonte Braun, „um den Mitarbeitern ein besseres Raumklima zu bieten.“ Damit wirkten Unternehmen sogar dem Fachkräftemangel entgegen.
Was den Stromverbrauch anbelangt, lebt er selbst bei einer Verbrauchsquote von 45,8 Prozent zu 75 Prozent autark von den Energieversorgern. Als Wärmequellen dienen ihm ein 12 Kubikmeter fassender Eisspeicher und ein Regenerationswärmetauscher, der 14 Quadratmeter Garagenwand bedeckt. Neben Wärmepumpe, Passivkühlung über Fußbodenheizung, Frischwasserstation und Lüftungsanlage besteht die komplette Dachfläche seines Hauses aus Photovoltaikzellen. „Allein diese Investition rechnet sich“, betonte der Geschäftsführer, „denn wo bekommen Sie heute noch eine garantierte Umsatzrendite von über sieben Prozent?“ Braun: „Durch die eigene Anlage habe ich meinen Strompreis fixiert.“
Strom kann auch eine mit Gas betriebene Brennstoffzelle erzeugen, deren Wärme zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung genutzt wird. Der Strom wird vor Ort genutzt oder gegen Vergütung ins Netz eingespeist. Für diese Form der Energieversorgung gibt es Fördergelder. Eine solche Anlage ist bei der Firma Braun seit drei Jahren in Betrieb.
Wer seinen Strom komplett selbst nutzten möchte, für den komme ein Stromspeicher in Frage, eventuell sogar in Kombination mit einem virtuellen Speicherplatz. „Dann kann man wie beim Einkochen von Früchten im Sommer Solarstrom ernten, in der Cloud speichern und im Winter verbrauchen”, sagte Jörg Braun. Dafür verlangt der Hersteller als Sahnehäubchen für die Anschaffung nur eine geringe Nutzungsgebühr.
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