Tauchten mit weiteren Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft bei Homag in die digitale Produktionswelt ein (von links): Werner Morgenthaler (IHK), Christian Härle (Hochschule Pforzheim), Clemens Häffelin und Olaf Daniel (Homag Schopfloch), IHK-Digitalisierungsbotschafter Patrick Walz (IHK Nagold), Ann-Kathrin Wössner (Homag), Simon Brehmer (KOCH Pac-Systeme Pfalzgrafenweiler), Professor Dr. Mike Barth (Hochschule Pforzheim) sowie Daniel Stelzer (OTEC Präzisionsfinish Straubenhardt).
Foto: k-w
Schopfloch (k-w). Vor zwei Jahren war er noch Vision, inzwischen ist der digitale Zwilling beim Maschinenbauer Homag längst geboren. Davon konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer exklusiven Expertenrunde auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald in Schopfloch überzeugen, wo Digitalisierung die Produktion im Anlagenbau revolutioniert.
„Es ist schon außergewöhnlich, dass ein Weltmarktführer wie Homag uns einen solchen Blick hinter die Kulissen gewährt“, begrüßte IHK-Digitalisierungsbotschafter Patrick Walz aus Nagold diejenigen, die sich über ein Thema auszutauschen wollten, das die Industrie-Welt massiv bewegt. Walz leitet das Digital Hub in Nagold, wo die Fäden zu dem Themenkomplex für die Wirtschaft im Nordschwarzwald zusammenlaufen.
Unternehmer, Führungskräfte, Wissenschaftler und Experten beschäftigten sich vier Stunden lang mit Beispielen aus der Praxis. Denn auch mittelständische Unternehmen wie Koch Pac-Systeme aus Pfalzgrafenweiler sehen in der aktuellen Entwicklung, die weit über Industrie 4.0 hinausgeht, eine „große Chance für die Zukunft des Mittelstands“, wie es Daniel Stelzer von OTEC Präzisionsfinish in Straubenhardt in seinem Fachvortrag auf den Punkt brachte. „Nicht nur die Produktion wird sich massiv verändern, sondern auch die Art zu liefern“, ist Homag-Direktor Olaf Daniel überzeugt, der um die Notwendigkeit deutscher Investitionen in die Digitalisierung weiß: „China holt in rasantem Maß auf, da müssen wir uns noch ganz warm anziehen.“
Professor Dr. Mike Barth von der Hochschule Pforzheim datierte die Geburtsstunde des digitalen Zwillings, der auf Modellierung und Simulation am Rechner basiert, auf das Jahr 2001, als eine Produktpräsentation an der Universität von Michigan die Fachwelt aufhorchen ließ. Die NASA zog 2012 nach. Ergo ist der „Digital Twin“ keine Erfindung der heutigen Zeit. Doch hätten sich die Werkzeuge verbessert, mit deren Hilfe Navigationssysteme digitale Auto-Zwillinge übers Land brausen lassen, Energieflüsse in Gebäuden optisch sichtbar werden und ganze Maschinenanlagen virtuell am Bildschirm produzieren: „Der Standard ist da, jetzt wird er auch auf die Industrie übertragen.“
So geschehen bei Homag, wo die Gäste einen Blick ins technische Labor werfen durften, um am Bildschirm den digitalen Zwilling einer real existierenden Maschine bei der Arbeit zu erleben. Die Vorteile solch virtueller Prozesse liegen für Christian Härle, Projektmitarbeiter an der Hochschule Pforzheim, auf der Hand: Sowohl Produktion, Vertrieb und Marketing des Herstellers profitieren von der Visualisierung der Maschinenabläufe als auch der Kunde selbst, dessen damit hochwertigere Anlage in deutlich kürzerer Zeit entwickelt, hergestellt und in Betrieb genommen werden kann. Ganz zu schweigen davon, dass auf Prototypen verzichtet und die virtuelle Betriebsphase mögliche Fehlerquellen schon vor der eigentlichen Produktion aufdeckt. Das spart Investitionskosten auf beiden Seiten.
Während eine Anlage früher bis kurz vor dem Transport noch optimiert wurde, geschieht das heute virtuell. „Der Spezialist führt die Inbetriebnahme der Anlage am Bildschirm durch und entdeckt dadurch frühzeitig eventuelle Komplikationen, die bei der realen Inbetriebnahme auftreten könnten“, erläuterte Homag-Teamleiter Clemens Häffelin. Die Echtzeit-Simulation geht nach Darstellung von Simon Brehmer (Koch Pac-Systeme) mit steigender Flexibilität und deutlicher Risikominimierung für alle Beteiligten einher. Zögern hilft nicht, waren sich die Teilnehmer beim anschließenden Gedankenaustausch einig, denn die Digitalisierung wird weiter voranschreiten.